Wandern in der Slowakei – Wegweiser mit Pfeilen in verschiedene Richtungen
Unterwegs

Wandern in der Slowakei – Erfahrungen und praktische Tipps

Obwohl ich seit fast zwei Jahrzehnten regelmäßig in die Slowakei reise, habe ich das Wandern hier erst in den letzten Jahren für mich entdeckt. Bei einer Wanderreise in der Slowakei denken viele zunächst an die Hohe und Niedere Tatra. Das ist gerade für erfahrene Bergsteiger auch die passende Empfehlung. Mir als norddeutschem Flachländer liegt aber besonders die Mittelslowakei mit ihrer vielfältigen, auch von Menschen geprägten, Landschaft. Hinzu kommt das gute Essen und das historische und kulturelle Angebot der Region, die es zu einem wahren Paradies für Wanderfreunde machen.

Im folgenden Beitrag habe ich einige Empfehlungen für das Wandern in der Slowakei zusammengefasst und gebe meine persönlichen Tipps mit auf den Weg.

Regionen zum Wandern in der Slowakei

Hohe Tatra: Für Kletterfreunde

Die Hohe Tatra (sk.: Vysoké Tatry) im Norden des Landes ist das höchste Gebirge der Slowakei und ein Teil der Karpaten. Mit zahlreichen Gipfeln, die über 2.500 Meter hoch sind, ist die Hohe Tatra ein wahres Mekka für Bergsteiger. Besonders empfehlenswert ist der Rysy, der höchste Gipfel der Slowakei, sowie die Wanderung zum Štrbské Pleso, einem malerischen Bergsee.

Niedere Tatra: Für erfahrene Bergfreunde und Höhlenentdecker

Die Niedere Tatra (sk.: Nízke Tatry) befindet sich südwestlich der Hohen Tatra. Sie bietet eine abwechslungsreiche Landschaft aus dichten Wäldern, klaren Flüssen und imposanten Bergketten. Der Nationalpark Niedere Tatra beherbergt einige der schönsten Wanderwege des Landes. Höchster Gipfel in diesem Teil des Landes ist der Ďumbier. Ebenfalls empfehlenswert ist die Bystrianska-Höhle (sk.: Bystrianska jaskyňa), eine beeindruckende Karsthöhle.

Eine Slowakei-Wanderreise sowohl in die Niedere als auch die Hohe Tatra ist mit einem festen Ausgangspunkt am einfachsten planbar, zum Beispiel in der Stadt Poprad im Norden der Slowakei. Von hier aus lassen sich durchaus gut Tagestouren unternehmen.

Slowakisches Paradies: Schluchten und Wasserfälle

Das Slowakische Paradies (sk.: Slovenský raj) ist ein Nationalpark, der für seine tiefen Schluchten, rauschenden Wasserfälle und spektakulären Aussichten bekannt ist. Hier empfehle ich den Wanderweg „Suchá Belá“, der durch eine beeindruckende Schlucht führt und mehrere Leitern und Brücken beinhaltet. Die Pflanzen- und Tierwelt ist hier besonders vielfältig, sodass Naturliebhaber voll auf ihre Kosten kommen.

Das Slowakische Paradies liegt südlich von Poprad. Von hier aus haben wir einmal einen Tagesausflug in die Dobschiner Eishöhle (sk.: Dobšinská ľadová jaskyňa) unternommen. Eine der schönsten zugänglichen Eishöhlen Europas.

Kleine Fatra: Abenteuerliche Pfade und großartige Panoramen

Die Kleine Fatra (sk.: Malá Fatra) ist ein weiteres beeindruckendes Gebirge in der Slowakei, das sich durch seine schroffen Gipfel und tiefen Täler auszeichnet. Die Kleine Fatra trennt die Regionalhauptstadt Žilina im Norden der Slowakei von der Mittelslowakei ab. Nur die Schlucht des Flusses Waag (sk.: Váh) ermöglicht die Durchfahrt für Auto und Bahn.

Die Kleine Fatra hat einige Eintausender, darunter den Veľký Kriváň mit 1709 m als höchsten Gipfel. Ein absolutes Highlight ist der Wanderweg durch die Jánošík-Schlucht, der über Hängebrücken, steile Leitern und an Wasserfällen vorbei führt. Der Gipfel des Veľký Kriváň bietet zudem eine atemberaubende Aussicht auf die umliegende Landschaft.

Ich empfehle zudem einen Besuch der Alten Burg / Starý hrad südlich von Žilina. Sie hat mehrfach als Kulisse in Filmen gedient und bietet einen herrlichen Ausblick über das Tal des Waags.

Kleine Karpaten: Weinberge, Burgen und sanfte Hügel

Die Kleinen Karpaten (sk.: Malé Karpaty) sind ein Gebirgszug, der sich nördlich von Bratislava und Trnava über den Südwesten der Slowakei erstreckt. Hier können Reisende auf geringer Höhe (300-750m) wandern und dabei beeindruckende Burgen und Schlösser wie die Burg Červený Kameň oder die Ruine der Burg Pajštún entdecken. Zudem bieten die Weinberge der Region die Möglichkeit, hervorragende slowakische Weine zu verkosten.

Der Kamm der Kleinen Karpaten ist gut als Wanderweg erschlossen. Ein einheimischer Freund hat diese Tour einmal für mehrere Tage allein unternommen. Es gibt sowohl öffentliche Hütten als auch einfache Unterkunft, aber auch kleine Pensionen auf dem Weg.

Slowakisches Mittelgebirge – Vulkane und Bergbau

Mein persönlicher Favorit ist das Slowakische Mittelgebirge (sk.: Slovenské stredohorie) mit Banská Bystrica im Norden und Zvolen im Zentrum. Das Slowakische Mittelgebirge ist kein einheitliches Gebiet, sondern setzt sich aus mehreren Naturschutzgebieten und Bergregionen zusammen.

Kulturell ist die Region geprägt von Handel und mittelalterlichen Bergbaustädten wie den schon erwähnten Städte, sowie Banská Štiavnica und Kremnica.

Hervorzuheben sind die Region Poľana um den gleichnamigen ehemaligen Vulkan Poľana (1458) und die Schemnitzer Berge (sk.: Štiavnické vrchy) um die Stadt Banská Štiavnica (dt.: Schemnitz). Der höchste Berg ist hier der Sitno mit 1009 m.

Bei Wanderungen in der Mittelslowakei stößt man oft auf kleine Flüsschen, wunderschöne Aussichten, Ruinen alter Befestigungen oder kleine Bergseen. Mir hat es gerade diese Region sehr angetan, da sie auch für mich als Flachländer nicht zu anstrengend ist.

In der Region Poľana haben sich Bären angesiedelt. Da bin ich persönlich etwas vorsichtiger. Rund um Banská Štiavnica gibt es diese wohl (noch) nicht. Mich begeistern hier zudem die Spuren der alten Bergbautätigkeit mit den schon beschriebenen Teichen, alten Stollen und Wasserläufen.

Praktische Ratschläge

Auswahl der besten Wanderwege

Bei der Auswahl der Wanderwege sollte man die persönliche Kondition und Erfahrung berücksichtigen. Die Slowakei bietet mit den Kleinen Karpaten als auch dem Mittelgebirge leichte Wanderungen für Familien und Anfänger als auch anspruchsvolle Touren für geübte Bergsteiger in der Hohen und Niederen Tatra im Norden des Landes.

Während ich in den Gebirgen empfehle, die ausgewiesenen Wege nicht zu verlassen, kann man sich in den niederen Bergregionen durchaus auch einmal über eine Wiese oder den Wald bewegen. Gerade, wenn die Wander-App einen weiterführenden Weg auf der anderen Seite zeigt. Dadurch entdecken wir häufig die interessantesten Orte.

Anreise und Unterkunft

Die Slowakei ist am besten mit dem Auto zu erreichen. Die Anreise mit dem Zug führt meist über Bratislava oder Žilina. Von dort aus gibt es Regionalzüge ins Landesinnere.

Viele der Wandergebiete verfügen über eine gute Infrastruktur mit gemütlichen Berghütten und Hotels. Insbesondere in der Hochsaison empfehle ich die Unterkünfte im Voraus zu buchen. Eine gute Infrastruktur zum Zelten ist mir bisher nicht aufgefallen. Caravaning sollte möglich sein, aber auch hier fehlt es noch an ausreichend öffentlichen Stellplätzen.

Beste Reisezeit und Dauer

Die beste Zeit zum Wandern in der Slowakei ist von Mai bis Oktober. Im Frühjahr und Herbst sind die Temperaturen angenehm und die Natur zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Im Sommer kann es dann teilweise zu heiß werden.

Ich empfehle mindestens eine Woche einzuplanen um anstrengende Wandertage mit dem Besuch von Städten und Ausflugszielen der jeweiligen Region abzuwechseln und auch durch Schlechtwettertage nicht aus dem Plan geworfen zu werden.

Sicherheit und Notfallplanung

Die Slowakei ist ein sicheres Reiseland. Nichtsdestotrotz birgt das Wandern, gerade auf abgelegenen und anspruchsvollen Wegen, seine Risiken, auf die man sich vorbereiten sollte. Dazu gehört neben wetterfester Kleidung und ausreichend Verpflegung auch das Mitführen einer Karte oder eines Mobiltelefons mit Navigations-App und eines Erste-Hilfe-Sets. Informier dich im Vorfeld über mögliche Gefahren und Schwierigkeiten der gewählten Wanderwege. Ich persönlich finde die teils steilen Holztreppen in der Tatra als sehr gewöhnungsbedürftig.

Im Norden der Slowakei kann es Bären geben. Hier möchte ich keine falschen Informationen zum Aufkommen und Verhalten geben. Angriff auf Menschen sind sehr selten, aber schon vorgekommen. Auf bekannten und beliebten Wegen und Wandern in einer Gruppe sollte es keine Probleme geben. Recherchier am besten vorher.

Für viel wichtiger halte ich Sprays gegen Zecken und Mücken. Wir haben in einem Frühjahr am eigenen Leib erfahren, wie aggressiv die Tiere sein können. Da die Slowakei wie Süddeutschland und weite Teile Mittel- und Osteuropas zu den FSME-Risikogebieten zählt, sind wir mittlerweile auch dagegen geimpft. Dank Zeckensprays haben wir aber auch nur noch sehr selten mit diesen kleinen Biestern zu tun. Weitere Tipps und Empfehlungen für Sprays haben wir uns von der Stiftung Warentest geholt.

Wander-Apps und Wanderrouten

Ich habe mir die App Maps 3D auf mein iPhone geholt. Damit kann ich Wanderrouten vorweg planen, mir verschiedene Wanderkarten auf das Handy herunterladen und überall abrufen. Mit den dort aufgeführten offiziellen wie inoffiziellen Wanderwegen hatte ich bisher noch kein Problem. Für Hobbywanderer durchaus eine Empfehlung.

Die App führt auch viele offizielle Wanderrouten auf. Im Gelände habe ich teilweise die Erfahrung gemacht, dass diese nicht immer vorteilhaft ausgezeichnet waren, so dass ein kurzer Blick auf das Gerät hilft, um eventuelle Fehlrichtungen zu korrigieren.

Zumindest über der Mittelslowakei kann ich sagen, dass der Handy-Empfang auch in der Natur oft sehr gut ist, da die Sendemasten auf den Bergspitzen stehen.

Packliste für eine Wanderreise in der Slowakei

Kleidung und Ausrüstung

  • Wanderschuhe mit gutem Profil
  • Funktionelle Kleidung (atmungsaktiv, schnell trocknend)
  • Regenjacke und -hose mit kleinem Packmaß
  • Mütze gegen die Kälte oder gegen die Sonne
  • Handschuhe und Schal (für höhere Lagen und kältere Tage)
  • Sonnenbrille
  • Rucksack mit Regenschutz

In Bezug auf das Schuhwerk empfehle ich unseren Gästen feste Schuhe mit gutem Profil, aber nicht unbedingt starre Wanderschuhe. Ich persönlich trage bei einfachen Touren sogar nur sportliche Barfußschuhe. Für Touren mit mehr Anstieg und steinigen Wegen nehme ich Laufschuhe mit festerer Sohle, da mir Wanderschuhe zu schwer sind.

Bei der Bekleidung empfiehlt es sich zu bedenken, dass es auf den Gipfeln oft windiger ist als beim Aufbruch im sonnigen Tal. Auch führt die Inversion bei hohem Anstieg oft zu ganz anderem Wetter. Ebenfalls ist es in Wäldern oder an Bächen kälter als in der freien Fläche. Am besten eignen sich daher Funktionskleidungsstücke mit geringem Gewicht und Packmaß.

Verpflegung und Hygieneartikel

  • Trinkflasche oder Trinksystem
  • Energieriegel und Snacks
  • Erste-Hilfe-Set mit Blasenpflastern und persönlichen Medikamenten
  • Hygieneartikel (Taschentücher, Feuchttücher, Toilettenpapier)
  • Beutel für Müll
  • Desinfektionsmittel
  • Sonnencreme
  • Spray gegen Mücken und Zecken

Technische Hilfsmittel

Die folgenden Dinge können alle durch ein gutes Smartphone mit GPS ersetzt werden:

  • Offline-Karten, ich nutze die App “Maps 3D”
  • Taschenlampe, ich tendiere zu einer LED-Stirnlampe
  • Kompass, ist häufig auch auf Smartphones vorhanden

Die Taschenlampe / Stirnlampe habe ich ergänzt, weil ich bei unseren Wanderungen häufig Höhlen oder alte Stollen entdecke in die ich neugierig hineinleuchten möchte. Die Taschenlampe am Handy reicht dafür normalerweise nicht.

Fazit und persönliche Empfehlungen

Die Slowakei bietet eine beeindruckende Vielfalt an Landschaften und Wandererlebnissen, die von den majestätischen Gipfeln der Hohen und Niederen Tatra über die malerischen Täler und Schluchten des Slowakischen Paradieses bis hin zu den sanften Hügeln der Kleinen Karpaten und dem charmanten Mittelgebirge reichen. Für Wanderer, die sowohl Natur als auch Kultur schätzen, ist die Slowakei ein wahres Juwel, das es zu erkunden gilt.

Für mich gehört das Wandern in der Slowakei zum absoluten Geheimtipp. Das Land hat mehr zu bieten als die Hohe Tatra. Das gute Essen, die historischen Städte und Burgen laden ebenfalls zu ein paar Tagen Entspannung. Wer sich sehr gequält hat, kann seine Wunden in einem der vielen Thermalbäder lecken.

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